Log 7 Hernando Beach – Hudson
Montag 21.Juli
Unsere Segelroute entlang der Nordwestkueste Floridas , dem sogenannten „Big Bend“ aendert nun von Tag zu Tag ihren Charakter. Haben bisher die Bayous und Swamps sowie riesige Schilfguertel Voegel, Reptilien, Fischreichtum entlang der Kueste den Charakter der Landschaft gepraegt, gewinnt nun zunehmend und unbarmherzig, in mancher Weise auch angenehm, die Zivilisation und der Commerz die Oberhand.
Hier in Hernando war noch beides zu finden, das Naturreservat Weekie Watchee und die regelrecht in den Kalkstein/felsen gesprengte Kuenstliche Ortschaft Hernando Beach mit ihren vielen Kanaelen, jedes Haus „Wasseranschluss“ ans Meer. Doch vergaenglich ist der Reichtum, an vielen Haeusern stehen Makler-Schilder, „For Sale“ „Now Foreclosure“, oder es waechst das Unkraut.
Immer wieder werde ich an das Bibelwort des Jakobus 5, 1-5 das ich als absolut aktuell ansehe fuer unsere westliche Zivilisation, das auch fuer uns in unserem relativen Reichtum gilt, erinnert. Dort heisst es:
1 Seht euch vor, ihr Reichen: Weint und klagt über das Schreckliche, das euch bevorsteht! 2 Euer Reichtum zerfällt, und eure schönen Kleider werden von Motten zerfressen. 3 Euer Gold und Silber ist wertlos geworden wie verrostetes Eisen. Und dieser Rost wird als Beweis gegen euch dienen und euch anklagen am Tag des Gerichtes. Warum habt ihr euch nur darum gekümmert, Reichtümer zu sammeln in diesen Zeiten? 4 Hört doch! Hört das Schreien der Erntearbeiter, die eure Felder bestellt haben und die ihr um ihren Lohn betrogen habt. Gott, der Allmächtige, hat ihr Schreien gehört. 5 Ihr habt eure Jahre auf der Erde im Luxus verbracht und euch jeden Wunsch erfüllt. Jetzt sind eure Herzen wohlgenährt und fett, bereit für den Schlachttag, den Tag des Gerichts.
Die Zahl der Ratsuchenden und Behandlungsbeduerftigen der Psychotherapeuten, deren Geschaeft im Gegensatz zur Wirtschaft boomt, (+15-20%) nach Aussagen von US-News and World Report. Angst, Depression, Schlafprobleme und finanzbedingte Ehekonflikte nehmen zu. Menschen werden reizbarer und weniger tolerant.
Sichere Arbeitsplaetze von Leuten der Mittelschicht, die sich bisher den Job aussuchen konnten, sind in Frage gestellt. Wegen der „hohen“ Benzinpreise ( 1 $ pro liter ) koennen manche Eltern Kinder nicht mehr zur Schule bringen.
Aus unserer Sicht sind da in Amerika ( un auch bei uns ) noch viele Reserven, wo Verschwendung und die Gewohnheit, aus dem Vollen zu schoepfen vorherrschen, aber wir sehen auch hier Menschen, die wirklich am Ende sind.
12:25 Ablegen in Hernando, bei steigender Tide, aber noch halbniedrigem Wasser. Gefaehrlich ragen gerade unter der Oberflaeche Kalkfelsriffe in die Fahrrinne, wie ein alter Mariner mir sagte „unforgiving“ wenn du einen Fehler machst.
13:45 in der offenen See. Glatt, aber mit Kraeuselungen von Windboeen, die ihre Ursache in sich bildeneden fernen, riesigen Cumulus Nimbus ueber Land haben. Segel hoch, noch reicht es nur zum Motorsegeln mit dem Mercury 9,9 leicht ueber Leerlauf. Manchmal geht die Fahrt hoch bis ueber 5 Kts. ......15:00 passieren nach GPS ½ Meile oestlich ein Unterwasserriff. Ein anderes Segelboot auf Gegenkurs weit draussen. eines der ersten die wir treffen. Nach einem schoenen Segelschlag.
16:45 Einfahrt Channel Hudson. Wassertiefe um 6-7 ft.
17:25 Hudson Port Marina . Machen am Versorgungsdock fest. Kein Mensch mehr da! Doch in der Halle finde ich noch jemanden, den Besitzer dieses 10 Mio Projekts, der freundlich und hilfsbereit den eingetroffenen Guard anweist - er selbst habe keine Schluessel mehr, das machten die anderen - uns das Buero aufzuschließen wenn wir duschen wollen. Seltsam, auch hier gibt es anscheinend keine „Transients“ oder Uebernachtungsgaeste. Umso mehr freuen wir uns ueber die freundliche Sonderbehandlung. Auch die halten wir nicht fuer selbstverstaendlich, vor jeder Einfahrt bitten wir Gott um das Gelingen des Anlegemanoevers und eine gute sichere Bleibe.
Hier in Hudson, das wir wieder ueber eine lange, durch Seezeichen markierte Fahrrinne erreichten, ist der Highway 19, der von Tallahasse parallel zur Kueste nach St Petersburg verlaeuft , nur eine viertel Meile vom Hafen entfernt. Wieder bei Dennis Abendessen, zum ersten mal T-Bonesteak, geteilt, trotzdem noch zu viel.
Anschliessend Versorgung im Supermarket. Kein Hotspot, kein E-mailcheck, kein Blog. Wir sind verwoehnt. Ueber Telefon hoeren wir, dass Thomi und Familie gut mit dem Wohnmobil in der Schweiz angekommen sind und dass C... gerade durch Christofs Gesicht leckt.
Bei Rueckkehr im Dunkeln treffen wir doch noch jemanden in der Marina . Einen alten pensionierten Polizisten, 75, der ein Hausboot hier hat, aus Nashville. Er beginnt, seine Lebensgeschichte zu erzaehlen. Wir laden ihn ein auf's Boot. Eine lange Nachtgeschichte ueber Trauer um Tod seiner vor acht Jahren verstorbenen Fau, die er noch immer ueber alles liebt, ueber seine Zeit als Marinesoldat , Schullehrer an der High School und Sinn des Lebens ergibt sich.
Geschenkte wichtige Zeit fuer einen Menschen, dem wir den Zuspruch der Liebe Gottes geben duerfen.
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